Tourismusbranche nach der Krise – was wird sich ändern?
Keiner hätte bei Bekanntwerden von Covid-19 auch nur ansatzweise damit gerechnet, wie lange diese Krise anhalten wird. Und wer hätte mit den Auswirkungen gerechnet? Auch wenn wir noch nicht den vollen Umfang erkennen, so ist doch klar, dass viele Unternehmen einen enormen Schaden, wenn nicht sogar die totale Zerstörung erleben.
Allen voran steht die Tourismusbranche. Keine andere Branche ist mehr von den Auswirkungen dieser Pandemie betroffen als die Gastronomie und Hotellerie.
Unternehmen, die mühselig und über Generationen hinweg Ihre Betriebe liebevoll aufgebaut und vergrößert haben, ebenso wie Newcomer, die mit großem Enthusiasmus und viel Energie in die hoffnungsvolle Branche eingestiegen sind.
Die Frage was passiert danach steigt in allen auf
- Wie wird es weitergehen?
- Werden nach der Krise die Reiseströme wiedereinsetzen wie zuvor?
- Wird sich das Reiseverhalten ändern?
- Und wenn ja, wie wird es sich ändern?
Dieser Blog ist der Versuch ein Bild der Zukunft zu zeichnen. Damit wir uns darauf einstellen und gegebenenfalls darauf vorbereiten können.
Resonanz Tourismus
Das Zukunftsinstitut.de spricht davon, dass sich ein Resonanz Tourismus entwickeln wird. Aber was genau bedeutet das?
Schlägt man im Duden die Bedeutung des Wortes Resonanz nach so findet man folgende Begriffserklärungen:
- Das Mitschwingen, – tönen eines Körpers in der Schwingung eines anderen Körpers.
- Gesamtheit der Diskussionen, Äußerungen, Reaktionen, die durch etwas hervorgerufen worden sind und sich darauf beziehen; Widerhall, Zustimmung.
Der Soziologe Hartmut Rosa hingegen schreibt folgendes
Resonanz bezeichnet einen Modus, wie Subjekt und Welt zueinander in Beziehung treten. Wie wird Welt erlebt? Wann wird sie als entgegenkommend und wann als abweisend wahrgenommen?
Soziologe Hartmut Rosa
Ein Beispiel laut Hartmut Rosa: Entgegen vieler Ansichten gehen die meisten Menschen sehr gern arbeiten – allerdings nur solange, wie sie in ihrer Tätigkeit Bestätigung (Lob, Anerkennung, Wertschätzung, Zufriedenheit, Kontakte) erfahren. Doch ob Bäcker, Pflegekräfte, Reinigungskräfte oder Wissensarbeite: Sobald sich die Rahmenbedingungen verschlechtern und die Menschen in der Ausübung ihrer Tätigkeiten eingeschränkt werden und sie nicht mehr optimal ausführen können (Personaleinsparungen, Zeitdruck etc.), wandelt sich das Subjekt-Welt-Verhältnis zum Negativen. Die Welt wird als abweisend und das Leben als ungerecht wahrgenommen.“
Laut dem Zukunftsinstitut.de ergeben sich daraus folgende Handlungsfelder
„1. Es geht darum, Beziehungen zu Menschen zu gestalten. Dieses Verständnis eröffnet der Tourismusbranche neue Handlungs- und Wertschöpfungsmöglichkeiten.
2. Tourismus-Anbieter müssen daher gemeinsam Antworten auf die Frage entwickeln, welche Resonanzerfahrung sie und das gesamte (regionale) Ökosystem bieten können, in dem sich die Menschen rund um das jeweilige Angebot bewegen. Touristische Regionen müssen daher wahrnehmbare Beziehungsqualitäten entwickeln und in ihren Angeboten zum Ausdruck bringen.
3. Fachkräftesicherung neu denken: Resonanz ist eine Schlüsselstrategie, auch zur Sicherung der Fachkräfte im Tourismus. Mitarbeiter können Resonanz vor allem dann erfahren, wenn Gastfreundschaft im Kern der Unternehmenskultur steht. Wer Führung als Dienstleistung und seine Angestellten als Partner versteht, macht den Resonanz-Unterschied.
4. Logistik neu denken: Die vielzitierte „Seamless Journey“ definiert sich über die Qualität der Reiseerfahrung als Ganzes, nicht bloß über die Technologie. Die Urlaubserfahrung fängt nicht erst mit der Anreise, sondern bereits mit der Buchung an.
Resonanz-Tourismus gibt letztlich Antworten auf die wachsende Nachfrage von Touristen nach „echten“ Reiseerfahrungen und „authentischen“ Urlaubserlebnissen. Sie wollen auf Reisen „berührt“ werden und Lebensqualität erfahren. Denn es geht im Tourismus per se um ein freundschaftliches Angebot von Lebensqualität und gelingenden Beziehungen – und damit um das Erlebnis menschlicher Resonanz. „
Auszug aus dem Artikel Tourismus nach Corona vom Zukunftsinstitut.de von Anja Kirig
Den vollen Artikel können Sie hier lesen: https://www.zukunftsinstitut.de/menschen/anja-kirig/
Der Artikel versucht einen Blick nach der Zeit von Corona zu werfen und sehr interessant. Wenn man das Ganze allerdings etwas genauer betrachtet, so bedeutet es aus meiner Sicht nichts anderes als die gute alte Spezialisierung. Und zwar eine Spezialisierung, die zum Unternehmer passt! Die Spezialisierung sollte in der Tourismusbranche schon lange üblich sein.
Denn wie sollen wir Beziehungen zu unseren Gästen pflegen, wenn wir deren Einstellungen und Hobbys nicht teilen oder verstehen? Wenn wir selbst eingefleischte Fleischesser sind, sollten wir dann ein veganes Restaurant betreiben? Haben wir selbst keine Kinder und wollen auch keine haben, wäre es da nicht kontraproduktiv ein Familien- und Kinderhotel zu eröffnen?
Spezialisieren Sie sich
Wer sich spezialisiert wird auch nach Corona Erfolg haben, da es viel leichter fällt, den richtigen Kunden zu erreichen und mit Ihm in Resonanz zu gehen. Wir sind dazu in der Lage, den Kunden schon bei der Buchung dort abzuholen, wo er es sich wünscht, weil wir seine Wünsche verstehen und wenn wir unsere Mitarbeiter auch nach den Gesetzen der Spezialisierung auswählen, dann werden auch diese den Gast verstehen, sowie sich selbst „zu Hause“ fühlen. Kein Mitarbeiter kann auf Dauer gute Leistung in einem Unternehmen bringen, bei denen die Werte und Überzeugungen nicht mit den seinen übereinstimmen, das ist schon lange bewiesen.
Ich werde nie die Anfänge vergessen, als ich gemeinsam mit meinem Partner das gerade übernommene Hotel versuchte auf Kurs zu bringen. Die Ausmaße des drohenden Konkurses waren schon so weit fortgeschritten, dass er eigentlich nicht mehr zu stoppen war. Eine wirklich intensive Spezialisierung und jahrelange harte Arbeit immer mit dem Rücken an der Wand, war die einzige Rettung. Jahre später war das Unternehmen ein gut florierendes und funktionierendes Hotel. Ohne Spezialisierung wäre das nie zu realisieren gewesen!
Wir müssen also nach der Pandemie nicht den Tourismus neu erfinden, sondern uns vielleicht wieder auf alte Werte besinnen!
Dazu zählen:
- Ehrliche Gastfreundschaft
- Richtige Spezialisierung
- Freude am Gast
- Keine Ausbeutung der Ressourcen
Reiseverhalten nach der Krise – gute Nachrichten?
Wie sich das Reiseverhalten in der Tourismusbranche nach Corona entwickeln wird, ist schwer vorher zu sagen. Einerseits werden reiselustige Kunden ausgehungert sein und die nächste Reise kaum abwarten können. Andererseits wird in vielen Köpfen die Sicherheit beim Reisen noch wichtiger werden, der Schock von Corona wird viele weniger reiselustigere Kunden Zurückhaltung üben lassen und lieber noch abwarten. Destinationen schnell wieder verlassen zu können, wird nach unzähligen stornierten Flügen und Problemen auf Reisen wichtig sein.
Das lässt darauf schließen, dass sich der Inlandstourismus und leicht erreichbare Urlaubsziele eher in den Vordergrund treten.
Ein Pluspunkt für Österreich also. Denn Österreich ist für viele unserer Haupturlaubskunden leicht mit dem Zug, Auto oder Motorrad erreichbar.
Kurzreisen werden vermutlich die ersten vorsichtigen Schritte, ein Reisevortasten sozusagen. Sind die Aufenthaltszeiten schon vor Corona gesunken, so werden sie vermutlich danach noch weiter sinken.
Gehen Sie schon bei Ihren Überlegungen von Paketen darauf ein.
Gäste, die schon vor der Pandemie öfters dasselbe Hotel oder dieselbe Region aufgesucht haben, werden auch danach wieder zurückkehren. Denn hier fühlen Sie sich sicher. Wiederum ein Zeichen, wie wichtig Stammkunden für ein Unternehmen sind. Viele Betriebe haben das vor Corona vergessen und Ihre Stammkunden nicht sehr ernst genommen oder sogar ignoriert.
Auch das können wir aus Corona lernen und mitnehmen.
Nichts ist in Zeiten von Krisen wichtiger als der Stammkunde!
Vorbereitung für danach
Was also können Sie tun, um sich und Ihr Unternehmen auf die Zeit nach der Pandemie vorzubereiten? Wie sollte die Tourismusbranche agieren?
- Arbeiten Sie an Ihrer Spezialisierung (sollten Sie noch keine haben, dann wird es Zeit)
- Verbessern Sie angepasst an Ihre Spezialisierung alle Kommunikationswege, vergewissern Sie sich, dass Ihr Gast vom ersten Kontakt an begeistert ist.
- Finden Sie Mitarbeiter, die zu Ihrer Spezialisierung passen https://hm-tourismusconsulting.com/wp-admin/post.php?post=49847&action=edit
- Überarbeiten Sie Ihre Gästekartei und schaffen Sie Unterscheidungen
- Machen Sie Urlaubspakete für Kurzreisen
- Gehen Sie auf die Erreichbarkeit Ihrer Destination ein – Anfahrtszeiten
- Finden Sie wieder Freude an der Gastronomie
Verlieren Sie nicht die Freude an der Gastronomie – Sie ist der Schönste Beruf der Welt – auch wenn es momentan nicht den Anschein hat, so werden sich die Zeiten wieder ändern!